Unsere Sprache ist reich an ausgefallenen, schönen und manchmal auch witzigen Wörtern – viele davon sind heute praktisch ausgestorben. Wir haben für dich einen Blick ins Wörterbuch geworfen und die spannendsten rausgesucht!
Unter „Backfisch“ verstand man einst nicht nur die Nordseespezialität: Auch ein heranwachsendes Mädchen wurde gerne mal als Backfisch bezeichnet. Die Theorien über die Herkunft des Wortes sind unterschiedlich, alle führen sie aber auf die Studentensprache 16. Jahrhunderts zurück. Aus dem niedrigsten Akademikergrad „Baccalaureus“ machte man im Scherz den Backfisch. Den Studenten gefiel das Wort wohl so gut, dass sie es bald auch auf ihre jungen Geliebten anwendeten. Den Rest kann man sich wohl denken.
Bleiben wir gleich beim schönen Geschlecht. Ursprünglich war das „Frauenzimmer“ der Hofstaat einer adligen Herrin im Mittelalter. Später wurde das Wort zur Abwertung für lasterhafte und leichtfertige Frauen, meist niederen Standes, gebraucht. Solche, die sich in Wirtschaften herumtrieben und die Herren verrückt machten – alles Dinge, die sich für eine anständige Dame nicht gehörten. Heute hat man dafür weniger charmante Bezeichnungen.
… oder gerne auch Stutzer genannt. Lange bevor das Phänomen des Hipsters die Bühne der Popkultur betrat, bezeichnete man hierzulande junge Männer, die immer der neuesten Mode nachrannten und übertrieben auf ihr Äußeres achteten, Gecken. Dabei machten sie sich oft lächerlich, weil ihre „Eitelkeit immer einen schwachen, unausgebildeten oder verkehrten Verstand“ (Brockhaus-Conversationslexikon) bedeutete.
Vielleicht kennt der eine oder andere sie ja noch von seiner Oma. Es konnte zugehen wie bei den Hottentotten, aussehen wie bei den Hottentotten, man konnte Hottentottenmusik hören oder eine hottentott’sche Gesinnung haben. Sie waren wirklich in aller Munde. Aber wer waren die Hottentotten eigentlich?
Die Nutzung des Namens geht zurück auf niederländische Seefahrer, die schon im 17. Jahrhundert die namibische Völkerfamilien der Khoi-Khoi als Hottentotten bezeichneten. Diese hörten die südafrikanischen Ureinwohner ein Grußwort rufen, das für sie wie “Hautitou” klang – und schon waren die Hottentotten geboren.
Weil die Ureinwohner Südafrikas im 17. Jahrhundert noch in wilden Stammesgesellschaften lebten, wurden sie den Deutschen bald zum Inbegriff aller Unordentlichkeit und Disziplinlosigkeit. Übrigens: Prof. Lann Hornscheidt für „Gender Studies und Sprachanalyse“ am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität Berlin hält den Begriff für rassistisch… Überraschung!
Heute kennt man das Wort vor allem im Kontext von Wendungen wie „um Aufmerksamkeit buhlen“ oder „um Applaus buhlen“. Noch im Wörterbuch der deutschen Sprache der Brüder Grimm stand „Buhle“ für einen Menschen, der einem vertraut und nah ist. Später setzte sich Buhle als Bezeichnung für einen Liebhaber oder eine Liebhaberin durch.
Als Roßtäuscher bezeichnete man noch im Hochmittelalter einen gewöhnlichen Pferdehändler, später verengte sich der Begriff auf betrügerische Pferdehändler und Betrüger jeglicher Art.
Wenn jemand heute sagt „du bist ein toller Mensch!“, dann möchte er seinem Gegenüber schmeicheln oder es loben. Ursprünglich kommt das Wort jedoch vom mittelhochdeutschen tol und heißt so viel wie dumm oder töricht. Im Laufe der Zeit wurde Tollheit dann zunehmend mit Verrücktheit gleichgesetzt. Man konnte ganz toll sein vor Liebe und Geisteskranke wurden ins Tollhaus geschickt.
Der „Krämer“ verkaufte allerlei kleine Gegenstände und Krempel. Gerne wurde das Wort aber auch im übertragenen Sinne genutzt: Wer stets nur an seinen eigenen Vorteil oder Profit dachte, der musste damit rechnen, dass man ihm einen Krämergeist oder Krämersinn vorwirft.
Frisch geschlüpfte? Nicht ganz! Ursprünglich nutzte man das vom lateinischen larva (= Gespenst) stammende Wort vor allem für Masken. Auch verlarvte man sich eher zu Karneval, als sich zu verkleiden. Heute hingegen würde es eher Ekel in uns wecken, wenn uns jemand sagt, dass er sich mal eben noch verlarven muss.
Besonders wohlhabend waren Studenten nie, deswegen nannte man sie seit dem Mittelalter auch abfällig „Kaldaunenschlucker“. An von öffentlichen Einrichtungen unterstützten Studentenfreitischen durften sie nämlich gegen kleines Geld ihren Hunger stillen. Zu ihrem Namen kamen sie, weil sie dort meist das günstigste Fleisch aßen – Kutteln oder eben Kaldaunen, also Tierinnereien. Denk‘ daran, wenn du dich wieder über das Essen in der Mensa beschwerst.
Manch einer könnte heute bei dem Wortlaut an eine Beschimpfung aus der Deutschrapszene oder die Beschwörungsformel eines ägyptischen Froschgottes denken – beides weit gefehlt. Die Wurzeln des Wortes gehen zurück bis zum althochdeutschen quec, das so viel wie frisch, munter oder lebendig bedeutete. Im Laufe des Mittelalters vervielfältigten sich die Bedeutungen des Wortes von unbefangen, kühn oder mutig bis hin zu frech und dreist. Ein Mädel konnte ein keckes Röckchen tragen, man konnte jemandem keck die Meinung ins Gesicht sagen oder einfach ein kecker Bursche sein.
Als liederlich rügte man gemeinhin ein schlampiges, unordentlich oder gar unmoralisches und verkommenes Verhalten oder Auftreten. Man konnte ein liederliches Weibsbild oder ein liederlicher Kerl sein, liederliche Kleidung tragen und sich liederlich ausdrücken. Allein das Aussprechen des Wortes macht schon Spaß – du liederlicher Leser, du! Ursprünglich stammt das Wort vom (übrigens gleich geschriebenen) mittelhochdeutschen liederlich, das „leicht und zierlich in Bewegung“ bedeutete.
Vom mittelhochdeutschen wankelmuot abstammend, bezeichnete das Wort ein unbeständiges, unzuverlässiges oder zur Entscheidung unfähiges Wesen.
Teilweise als Synonym zu „Schicksal“ verwendet, nutzte man das Wort vor allem im Sinne einer Fähigkeit, etwas in – aufgepasst! – rechter Weise zu tun. So wie sich uns heute ein übles Geschick anbahnt, wenn das Volk seine Geschicke nicht in die eigenen Hände nimmt.
Denkt man heutzutage bei diesem Wort vor allem an große Veränderungen im persönlichen Lebensstil, bezeichnete das Wort früher die generelle Lebensführung. Jemand konnte einen moralischen, tugendhaften und vorbildlichen Lebenswandel führen oder eben einen liederlichen und unmoralischen. Ein Wort aus Zeiten, in denen man noch Wert darauf legte, dass Menschen sich moralisch verhielten.
Brunst war das althochdeutsche Wort für „Feuer“ oder „Glut“, später bezeichnete es auch den Begattungstrieb. Die „Inbrunst“ ist dementsprechend eine tiefe und flammende Leidenschaft. Man konnte inbrünstige Liebe zu Menschen, Gott oder der Heimat empfinden, inbrünstig an etwas glauben oder inbrünstig für etwas kämpfen. Heute noch spricht man von innerem Feuer.
Bevor man in Deutschland flirtete oder anmachte, scharmutzierte man hierzulande. Interessant ist die Herkunft des Wortes, stammt sie doch aus dem militärischen Bereich. Schon der Dichter Ovid setzte den Liebenden mit dem Soldaten gleich. Das Wort selbst jedoch wurde in eher lockerer Weise genutzt, scharmutziert wurde eher mit Späßen und Neckereien als mit der Rose in der Hand.
Wer kokettierte, war eitel und gefallsüchtig wie ein Hahn (fr. coq) und versuchte dem anderen Geschlecht zu imponieren. Dass es früher ein eigenes Wort dafür gab, ist in Zeiten der social media durchaus überraschend. Fame-Gierige wurden damals dann auch als „Kokotten“ bezeichnet. Klingt heute infektiös.
Wer jemanden foppt, der ärgert oder hänselt ihn. Obwohl man schon im 14. und 15. Jahrhundert von der fopperin und dem fopper sprach, ist die genaue Herkunft des Wortes ein Rätsel. Vermutet wird ein Zusammenhang mit der Gaunersprache oder dem englischen Wort für betrügen, to fob.
Dieses Mal ist es recht eindeutig: als „einen rechten Saufaus“ bezeichnete man jemanden, der sich spätabends nach der Feldarbeit in der Taverne den einen oder anderen Schnaps zu viel gegönnt hatte. Einen Säufer also, nur irgendwie witziger. Ursprünglich kommt das Wort vom althochdeutschen sūfan, das so viel wie „schlürfen“ oder „trinken“ bedeutete.